Großbrand in Höchst

Am 22. August 2018, gegen 22:50 Uhr, wird die Feuerwehr Höchst nach einem lauten Knall alarmiert. Das Einsatzstichwort lautet: „F4 Großbrand Deltastraße“. Dieser Einsatz sollte als einer der größten in die Geschichte der Ortsfeuerwehr Höchst eingehen.

Bei der RFL gehen über 130 Anrufe ein – die meisten ohne genaue Ortsangabe, lediglich mit dem Hinweis auf ein massives Feuer. Schließlich wird festgestellt, dass sich das Brandobjekt im Winkelweg befindet. Augenzeugen berichten von Flammen mit einer Höhe von fast 40 Metern. Der Feuerschein ist deutlich an der nahegelegenen Pfarrkirche sichtbar.

Lage

Bereits auf der Anfahrt sind starke Rauchentwicklung und eine immense Flammenwand weithin sichtbar. Einsatzleiter Kommandant HBM Pascal Hilbe erhöht die Alarmstufe und fordert über die RFL die Drehleitern der Feuerwehren Hard und Lustenau sowie die Feuerwehren Fußach und Gaißau zur Unterstützung an.

Die Erkundung ergibt: Es handelt sich um ein landwirtschaftliches Anwesen mit Heulagerhalle, Stallgebäude, Zeltlagerhalle und Flugdach im Winkelweg. Das Objekt steht bereits in Vollbrand. Das Wohngebäude des Besitzers, das sich in unmittelbarer Nähe befindet, ist stark gefährdet. Auch die Wohnhäuser mehrerer Nachbarn sind durch die enge Bebauung bedroht.


Brandenwickung um 22:54 Uhr und um 22:57 Uhr

Die betroffenen Objekte umfassen eine Fläche von 90 × 40 Metern. Rund 600 Tonnen Heu und Stroh sind dort gelagert, teilweise bereits auf 11 Anhängern verladen. Die Strahlungswärme wirkt ungehindert auf Lagergut und Fahrzeuge ein. Eine Rettung weiterer landwirtschaftlicher Geräte in der Halle ist nicht mehr möglich. Zusätzliche Gefahren bestehen durch eine Hoftankstelle mit Diesel- und Heizöltank sowie eine Werkstatt mit Schweißgeräten.

Aufgrund der Bausubstanz und der großen Menge an Heu und Stroh ist schnell klar: Die Gebäude müssen aufgegeben werden. Ein Innenangriff ist aus Sicherheitsgründen nicht vertretbar. Die zuerst eintreffenden Kräfte konzentrieren sich auf den Schutz des Wohnhauses und der Nachbargebäude. Das Vieh befindet sich glücklicherweise auf der Sommeralpe und ist nicht gefährdet.

Das KDOF Höchst trifft als erstes ein, übernimmt die Einsatzleitung und bildet zwei Brandabschnitte. Aufgrund der starken Rauch- und Hitzeentwicklung ist eine Rundumerkundung schwierig. Daher fordert Einsatzleiter Hilbe das GTLF 8000/500/500 der Feuerwehr Hörbranz an – eine Entscheidung, die sich im weiteren Verlauf als absolut richtig erweist.



Objekt aus östlicher Richtung kurz vor dem Eintreffen der ersten Feuerwehrfahrzeuge. Auf der linken Seite ist bereits Rauchentwicklung am Dach eins Wohnhauses zu erkennen. Dieses Wohnhaus konnte glücklicherweise gehalten werden

Abschnitt Winkelweg

Abschnittsleiter ZKDT BM Christoph Lang übernimmt den Schutz des Wohnhauses. Die Rückseite wird von ZKDT BM Alexander Blum geleitet, der ebenfalls für Brandbekämpfung und Schutz der Wohnhäuser zuständig ist.

Eingesetzte Fahrzeuge:

  • Höchst TLF 3000/400
  • Höchst TLF 2000
  • Höchst LF
  • Hard DLK 23-12
  • Hard TLF 4000/300
  • Hard ULF 2000/200/500
  • Hard KLF

Ein massiver Löschangriff über die Drehleiter Hard sowie mit mehreren B- und C-Rohren über Vorplatz und Rückseite des Wohnhauses zeigt rasch Wirkung: Erste Löscherfolge und Kontrolle über das Brandgeschehen werden erzielt.



Schützen des Wohnhauses und Löscharbeiten unter schwerem Atemschutz im Innenhof

Abschnitt Zollweg

Abschnittsleiter HBM Manfred Lerchenmüller, Kommandant der OF Hard, übernimmt den Schutz der angrenzenden Wohnhäuser und die Brandbekämpfung des Heulagers.

Eingesetzte Fahrzeuge:

  • Lustenau DLK-A 23-12
  • Lustenau RLF 4000/250
  • Lustenau LF
  • Fußach TLF 3000/200
  • Höchst LFB

Unter Atemschutz erfolgt der Angriff. Die nahe Haustankstelle mit Diesel- und Heizöltank wird mit Schaum abgelöscht. Über die Drehleiter Lustenau erfolgt ein CAFS-Löschangriff. Die Wasserversorgung für das GTLF wird gesichert.



Löscharbeiten zwischen dem Brandobjekt und einem Wohnhaus auf der Südseite

Wasserversorgung

Die Druckverhältnisse im Hydrantennetz sind zunächst unzureichend (0,5 bis 1 bar). Wasser wird aus 11 Hydranten im Umfeld bezogen, unterstützt durch 4 TS1200. Zusätzlich wird Wasser aus Privatpools mittels Tauchpumpen entnommen. Das Wasserwerk Höchst erhöht sofort den Druck.

Nach Inbetriebnahme der Notwasserversorgung durch die Gemeinde Lustenau verbessert sich die Lage deutlich. In den ersten vier Stunden liegt der Wasserverbrauch konstant bei 4.200 l/min, mit Spitzen bis 5.200 l/min. Erfreulicherweise gibt es keine defekten Hydranten. Auch nachdem der Brand unter Kontrolle ist, werden noch 1.000 bis 3.000 l/min benötigt, um Glutnester abzulöschen.

Massiver Atemschutzeinsatz

Für diesen Einsatz sind große Kräfte an Atemschutzgeräteträgern erforderlich. Unterstützung kommt von der Nachbarwehr St. Margrethen (Schweiz), die mit 28 Geräteträgern sowie TLF, ATEM, KDOF, Steiger und Rüstfahrzeug über die Staatsgrenze anrückt. Ein Atemschutzsammelplatz wird eingerichtet. Die Ortsfeuerwehr Fußach mit dem VFC sowie die Feuerwehr Mäder mit Atemluftfüllkompressor und 68 Stück 300-Bar-Flaschen stellen diesen in einer Halle bereit, die von einer Privatfirma zur Verfügung gestellt wird.

Schweres Gerät

In den frühen Morgenstunden werden Bagger und Radlader ortsansässiger Baufirmen angefordert. Einsturzgefährdete Gebäudeteile und Brandschutt werden abgetragen, um Glutnester zu erreichen. Große Mengen Heu und Stroh werden auf Hänger und LKW verladen und auf entfernte Riedstücke gebracht, wo sie weiter abgelöscht werden.



Sortieren und zwischenlagern von verbranntem Heu im Mockenried

Nachlöscharbeiten

Erste Kräfte können bereits am Morgen abrücken. Die Nachlösch- und Aufräumarbeiten dauern noch drei Tage. Der Brandermittlungsdienst der Kriminalpolizei beginnt bereits am Vormittag mit der Analyse.

Erkenntnisse

Trotz gut ausgebautem Hydrantennetz muss das Wasserwerk die Förderung erhöhen und die Notwasserversorgung der Gemeinde Lustenau anfordern. Glücklicherweise flaut der seit Tagen vorherrschende Südwestwind am Abend ab und verhindert größeren Schaden.

Durch Einbezug von Behörden wie Wasserwirtschaftsamt, Umweltanstalt und Abfallwirtschaftsamt wird nach Intervention von BFI Herbert Österle die Ausbringung des Brandgutes auf ein Riedstück ermöglicht. Dort erfolgt die letzte Durchnässung, das Heu kann verrotten und später untergepflügt werden. Die Zufahrt für Einsatzfahrzeuge ist durch enge Gemeindestraßen eine Herausforderung. Zusätzlich erschweren zahlreiche Schaulustige die Abstellmöglichkeiten.

Enormer Sachschaden

  • Zelthalle mit ca. 600 Tonnen Heu
  • Stallgebäude (Holzbau)
  • 4 Traktoren
  • 11 Anhänger
  • 2 PKW-Anhänger
  • 1 Rundballenpresse
  • 1 Jauchefass
  • 1 Heuladewagen
  • 1 Dosierwagen
  • 1 PKW Pickup
  • 1 Kleinballenpresse
  • 2 Quads

Die Isolierung an der Fassade des Wohnhauses ist teilweise geschmolzen.



Luftbild am Tag nach dem Großbrand (vol.at)

Einsatzfakten

Alarmierung:
22. August, 22:50 Uhr – Feuerwehr Höchst und Hard (Drehleiter)

Nachalarmierung:
Feuerwehren Gaißau, Fußach, Lustenau, Hörbranz (Großtanklöschfahrzeug), Mäder (Atemluft) und die Feuerwehr St. Margrethen.

Weitere beteiligte Organisationen:
Rotes Kreuz Lustenau und K-Zug Hard, Polizei

Einsatzkräfte der Feuerwehr:
303

Stunden der Feuerwehren:
2802 ehrenamtlich geleistete Einsatzstunden

Fahrzeuge:
36

Einsatzleiter:
HBM Pascal Hilbe – Kommandant der Feuerwehr Höchst

Abschnitt Winkelweg - BM Christoph Lang (FW Höchst):
FW Höchst
FW Hard
FW St. Margrethen
FW Gaißau

Abschnitt Zollweg - HBM Manfred Lerchenmüller (Kdt. FW Hard):
FW Lustenau
FW Fußach
FW Hörbranz

Brandobjekt:
Landwirtschaftliches Objekt mit mehreren Heulagerhallen

Angrenzende Gebäude:
Insgesamt 6 unmittelbar gefährdete Ein- bzw. Mehrfamilienhäuser.

Lage beim Eintreffen:
Landwirtschaftliche Gebäude in Vollbrand

Erstmaßnahmen:
Schutz der umliegenden Wohnobjekte

Besondere Gefahren:
Hoftankstelle im Objekt, Heizöl- und Dieseltank, Werkstätte mit Schweißgeräten, mehrere Traktoren und Gerätschaften in Brand

Löschmittel:
Gesamt 5000 m³ bei bis zu 5200 l/min Wasser. 1640 Liter Class A Schaummittel

Einsatzende:
25. August, 17:00 Uhr (3 Tage)





Lageplan







Foto und Bericht: Feuerwehr Höchst